
ich bin ganz zufällig auf dieses Forum gestoßen und habe mit großer seelischen Berührung einige Beiträge gelesen und mich selbst an meine Zeit mit dem tagtäglichen Begleiter "Akne" erinnert und ehrlich gesagt kommen mir auch selbst die Tränen, wenn ich an diese Zeit zurück blicke...
Somit habe ich mich hier angemeldet und will mit diesem Beitrag einmal beschreiben, wie ich mit dem tagtäglichen Begleiter "Akne" gelebt und umgegangen bin.
Eine kleine Botschaft von mir vornweg:
Akzeptiert die derzeitige Situation von euch, akzeptiert euch selbst so wie ihr seid und macht euch bewusst, dass die Akne KEIN Teil von euch ist, sondern ein vorrübergehender Zustand! Lasst nicht zu, dass dieser Zustand euer Gewissen einnimmt und Teil von euch wird!
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Als sich mit 15 Jahren meine Eltern trennten und ich es zu Hause nicht mehr ausgehalten hatte, bin ich auf eigenen Wunsch auf ein Sportinternat gegangen, um dem ganzen Stress daheim zu entfliehen.
Das war schon ein ziemlich gewagter Schritt, da Freunde etc. zurückgelassen werden mussten.
Zu dieser Zeit war meine Haut sehr rein, ich wusste noch nicht einmal was "Akne" bedeutet und Pickel waren ein Fremdwort für mich.
Kaum war ich einige Wochen im Internat, viel mir plötzlich auf, dass meine Haut mit einem roten "Etwas" "geschmückt" war, was ich zwar wahrgenommen aber nicht wirklich beachtet hatte.
Nach einigen Tagen allerdings, "schmückten" weitere Pickel mein Gesicht und umso mehr Pickel mein Gesicht "schmückten", fing ich an mir Gedanken zu machen. Ich wusste, dass mein ältere Bruder das gleiche Problem hatte und mir war bewusst, dass ich ihn deswegen ab und zu gehänselt hatte.
So dachte ich mir, war dies vielleicht die Strafe dafür (Gott vergisst nie etwas...) Bis ich merkte, dass sich meine "Akne" als viel schlimmer als die von meinem Bruder herausstellte!
Ich fing an an diesen Dingern herumzudrücken, probierte unzählige Reinigungsmittel (u.a AoK, Clearsil etc.) aus, aber nichts wollte helfen, diese Pickel wieder los zu werden!
In der Schule, welche an das Internat anknüpfte fühlte ich mich langsam unwohl. Ja, ich fühlte mich unwohl in meiner Haut...Ich fühlte mich hässlich, das war ein ziemlich heftiger Schock für mich, da ich schon immer sehr sportlich und beliebt bei anderen war...
Plötzlich stand meine Welt auf dem Kopf, umso mehr Zeit verging, desto mehr steigerte ich mich in meine Situation mit dieser lästigen Akne hinein!
Ich empfand, wenn ich mit jemanden rede, dass dieser Mensch NUR auf meine Pickel schauen würde, die nicht zu übersehen waren!
Das raubte mir jeglichen Nerv, weil ich mich in einem Gespräch mit jemanden, so tief in diese Situation (dieser Mensch würde NUR auf meine Pickel schauen)
steigerte, sodass ich nervös und unkonzentriert wurde, zu allem Überfluss fühlte ich mich wie ein Haufen Elend, ohne ein Hauch Selbstbewusstsein.
Am Schlimmsten war es, wenn ich mit einer Mädel redete...In der Zeit der Pubertät sind ja Mädels immer was ganz besonderes, aber mit einer Akne, will man am liebsten gar keinen Kontakt mit ihnen habe, weil man sich so oder so keine "Chancen" ausrechnen kann.
Ich wusste genau, dass mein Gesicht nun mit Pickeln übersäht war, welche ich selbst als "riesige rote Hügel" empfand, sodass es mir vorkam, dass andere Menschen mit diesen "riesigen Hügeln" redeten, aber nicht mit mir als Mensch!
Langsam entwickelte sich eine ziemliche Depression, mein Selbstbewusstsein war im tiefsten Keller angelangt, was dramatische Folgen hatte...
Ich blieb von der Schule fern, ließ mich immer wieder krank schreiben, verbrachte Tage lang in meinem Zimmer, wollte nicht mehr raus, hatte die Rolladen herunter gelassen und fühlte mich schlecht.
Zudem rannte ich mehrmals am Tag ins Badezimmer, egal wo ich mich befand, bedrachtete ich mein Gesicht, regte mich über meine Pickel auf und zählte sogar, ob mal wieder einer dazu gekommen war.
Am Wochenende, wenn ich vom Internat in meine Heimatstadt gefahren bin, habe ich kaum noch etwas unternommen, ich machte komplett dicht!
Einmal bin ich mit Freunden weggegangen, da meinte einer zu mir, was mit mir passiert sei und ich solle doch mal Clearasil nehmen...
Das war für mich so, als würde man mir mein Herz herausreißen! Bisher hatte mich noch keiner so direkt auf meine Pickel angesprochen und dann gleich so eine für mich seelisch harte Bemerkung! Diese Bemerkung schlag wie eine Bombe ein, was alles nur noch viel schlimmer machte.
Ich wollte sonntags nicht mehr ins Internat fahren, weinte oft in meinem Zimmer und fand es ungerrecht, dass gerade mir so etwas passieren musste.
Mir kam es vor, als wäre ich der einzige Mensch auf der Welt, der so eine Akne hat und alle anderen Menschen hatten in meiner Vorstellung eine perfekte Haut.
Es machte mich krank, immer wieder in den Spiegel zu schauen!
Es machte mich krank, immer wieder zu sehen, dass es auf meinem, vor einem Jahr noch reinem Gesicht, aussah wie auf einem Schlachtfeld!
Es machte mich krank das Gefühl zu haben, nicht als Mensch, sondern als "wandelnder Pickel" akzeptiert zu werden!
Es machte mich krank, zu wissen, so niemals eine Freundin zu bekommen!
Es machte mich krank, kein Mitgefühl zu bekommen und es machte mich krank, nicht zu wissen wie ich mit dieser Situation umgehen sollte...
Und, es machte mich krank zu wissen, dass die Situation rund um mein Gesicht so langsam mein ganzes Bewusstsein eingenommen hatte!
Ich wusste nicht, was ich gegen diese Pickel tun sollte...Diese kostspieligen Reinigungsmittel halfen rein gar nichts, ich schmierte mir Zahnpasta auf die Pickel, versuchte es mit Eigen Urin, Austrocknungsstifte etc. pp.
Aber nichts davon wollte mir im Kampf gegen diese hässlichen Pickel helfen!
Ich fühlte mich alleingelassen, hilflos und nicht mehr lebensfroh, wie ich es früher immer war.
Nur eins verlor ich nicht und das war der Glaube an Gott! Und, dass er mich so liebt wie ich bin! Das war wohl der einzige Grund, warum ich jetzt noch lebe!
Ich will am Ende meiner Geschichte noch etwas dazu sagen...
Zu allem Überfluss, bin ich mit Anfang 16 dann auch noch vom Internat geflogen, mein Vater war stink sauer, er verstand in meinen Augen eh nichts, war nur mit seiner Arbeit beschäftigt und ließ mich (so empfand ich es...) im Stich! Meine Mutter wohnte mittlerweile mit ihrem Freund 200km entfernt zusammen und wenn ich sie einmal sah und auf mein Akneproblem ansprach, meinte sie nur, dass sie es nicht als schlimm empfindet!
Das brachte mich innerlich zur Verzweiflung, da ich es ja besser wusste (aber was sollte sie auch anderes sagen, ich bin schließlich ihr Sohn...) !
Durch Zufall und Kontakte bin ich einen Monat nach meinem Rauswurf vom Internat auf eine Realschule gekommen und mein Lebenslauf erweiterte sich somit um eine weitere Schule (...zu diesem Zeitpunkt war ich gerade mal 16 und dies war schon der 3. Schulwechsel...) !
Das Problem war jetzt allerdings, dass viele meiner Freunde, flüchtige Bekannte, besonders die Mädels auch auf dieser Schule waren und ich wahrlich nicht mehr so aussah wie früher, als meine Haut noch rein war!
Nun aber "schmückten" mein Gesicht unzählige Pickel (...bzw. "rote Hügel"...)
und jeden der ich kannte, nahm das natürlich zur Kenntnis!
Da ich mich sowieso schon so tief in mein Akneproblem gesteigert hatte, dass ich annahm, jeder würde NUR auf meine Pickel achten, war das ein ernsthaftes Problem.
Die kommenden Tage waren der reinste Horror...In die Schule zu gehen, war der reinste Horror, mit Menschen zu reden, war der reinste Horror...Mein Leben war der reinste Horror!
Ich fing an auch diese Schule zu schwänzen, obwohl sie im Vergleich zu den beiden anderen Gymnasien, das reinste Schlaraffenland in Sachen guter Schulnoten war!
Am Ende des Jahres, stand auf meinem Zeugnis, unter den "nicht fest zu stellbaren" Noten, die "101" bei den "unentschuldigten Fehltage", was nichts anderes hieß, dass ich wohl zum zweiten Mal eine Klasse wiederholen durfte und das aufgrund meiner Akne, meinem seelischen Trümmerhaufen, meiner Angst vor Menschen und ihren Reaktionen etc. pp.
Zudem hieß das, ich würde das nächste Schuljahr schon ein Jahr älter sein wie all die anderen Schüler, was mir nochmal einen ziemlichen Schlag versetzte!
Ich fühlte mich noch schlechter und stand sogar ab und zu kruz davor, diesem Leiden ein Ende zu setzen, aber so stark war ich zum Glück NICHT!
Mittlerweile war ich 17 und habe zum ersten Mal einen Termin beim Hautarzt gehabt (mittlerweile war ich auch in Behandlung bei einem Psychologen...)
Jener Hautarzt verschrieb mir das allbekannte Medikament Roaccutan/Isotretinoin! Ich sollte in der ersten Woche 20mg und ab der 2. Woche 30mg zu mir nehmen und das ganze mindestens über ein Jahr.
Zum ersten Mal hatte ich eine Art von Hoffnung gespürt im Kampf mit meiner Akne, allerdings kam mir ein Jahr sehr sehr lange vor, wobei man bedenken muss, dass ich mich schon 2 Jahre ohne eine Verbesserung mit diesem "Begleiter" Akne durchs Leben schlagen musste!
Nach zwei Wochen allerdings, merkte ich schon wie meine Pickel langsam verschwanden. Meine Haut trocknete zwar aus, ich wurde blass, meine Lippen wurden wund, ich bekam Nasenbluten etc. aber das war mir auf gut Deutsch "scheiss egal" gewesen! Ich sah wieder ein Licht am Ende des Tunnels und hatte zum ersten Mal wieder richtige Freude am Leben gefunden...
Wenn ich zurück denke, ist es ziemlich erstaunlich, wie diese Akne mein Leben bestimmt hat! Sie war schon lange nicht nur eine Situation mehr, sondern ist ein Teil von meinem Leben, ein Teil von mir selbst geworden!
Ich wurde 18, machte meinen Realschulabschluss und auch meine Akne, verbesserte sich von Woche zu Woche, bis ich das Medikament Roaccutan von alleine absetzte, da ich dachte, dass es das gewesen sei!