Ich bin durch Zufall auf diese Seite gestoßen und wurde dabei an meine eigene Akne-Zeit erinnert. Um anderen Hoffnung zu machen, wollte ich mal eben loswerden, wie ich es geschafft habe.
Als ich jünger war, dachte ich, ich wäre einer der wenigen Jugendlichen, der von der Akne ganz verschont bleibt. Ich war mit der körperlichen Entwicklung ziemlich spät dran, habe meine Tage erst mit 15 bekommen. Bis Ende 17 hatte ich die reinste Babypopohaut, und oft wenig Verständniss für die Jammerein der Akne-geplagten Mitschüler. Ich als Nichtbetroffene fand die Akne bei anderen nicht weiter schlimm, ja, ab und zu fiel es einem auf, aber wieso manche deswegen depressiv wurden pder Komplexe bekamen war mir unverständlich.
Mit Ende 17, fast 18, brach dann die Akne bei mir mit aller Kraft durch. Hatte ich vorher wirklich KEINEN Pickel gehabt, so schien die Pubertät bei mir einfach sehr verspätet einzutreten. Die ersten Wochen versuchte ich es mit Clerasil und ähnlichem, natürlich ohne Wirkung. Ich war schon immer recht eitel, allerdings beschränkte sich meine tägliche Schönheitspflege bis dahin auf Duschen und Haare kämmen. Als ich plötzlich das Gesicht voller Pickel hatte, fing ich, wie viele junge Mädchen, an, deckendes Make-up zu benutzen, damit die Akne nicht so auffiel.
Erst jetzt wurde mir bewusst, die belastend Akne auch psychisch sein kann. Ich war immer ein recht fröhlicher, unbeschwerter Mensch gewesen, hatte zwar nicht massig Freunde, aber ein paar wenige, sehr gute Freundinnen. Seit ein paar Monaten war ich auch mit meinem ersten Freund zusammen. Mein Umfeld hatte wenig Verständniss für mein gejammere. "Andere haben es noch schlimmer" und "Es geht schon wieder weg, du musst nur Geduld haben" waren die Meinungen von Eltern, Freunden und Partner.
Ich fing an, mein Gesicht zu hassen, bekam Heulkrämpfe, wenn ich in den Spiegel sah. Jede Minute am Tag musste ich daran denken, wie ich aussah, es wurde fast zwanghaft. In der Schule war ich gut mit Make-up zugekleistert, und auch zuhause versuchte ich, die Pickel unter Make-up zu verbergen, weil ich meinen eigenen Anblick ungeschminkt nichtmehr ertragen konnte.
Es ging soweit, dass ich in unserem Haus alle Spiegel mit Decken abklebte. Ich wollte nicht 10 mal am Tag daran erinnert werden.
Zum Hautarzt war ich natürlich schon zu Anfang gegangen. Der meinte auch, dass es verspätete Pubertätsakne war, und verschrieb mir die ganze Palette an ausbleichenden Cremes und Alkohol-tinkturen. Nichts davon führte auch nur zu geringer Verbesserung der Akne, denn die kam ja von innen und war hormonell, da kann man noch so viele Cremes von außen draufschmieren.
Nach ein paar Monaten konnte ich mir dank der agressiven Cremes die Haut im Gesicht in Fetzen abziehen, die Akne aber blieb.
Ich wurde immer verschlossener, am wohlsten fühlte ich mich plötzlich alleine in meinem Zimmer mit abgedecktem Spiegel, und dass, obwohl ich vorher jeden Tag aktiv und unterwegs war. Meine Gedanken kreisten nurnoch um die Akne, wenn ich fremden Menschen begegnete, fürchtete ich mich, dass sie mir nur ins Gesicht starren, und ich hatte plötzlich das Gefühl, dass jeder außer mir superschöne Haut hat.
Goholfen hat mir damals nur meine Mutter, die auch die einzige war, der ich mich ungeschminkt gezeigt habe. Sie redete mir gut zu, bezahlte mir das teure Make-up, und versichtere mir imme wieder, dass ich als Mensch wertvoll sei, dass sie mich lieben, egal wie viele Pickel ich im Gesicht habe, und dass es vorüber gehen würde.
Ich hasste meine Akne so sehr, dass ich die Finger nicht aus dem Gesicht lassen konnte, jeder Pickel wurde bearbeitet, ausgedrückt, abgekratzt, ich konnte Stunden damit wie in trance verbringen. Nach einer solchen Aktion hasste ich mich immer selbst für meine Ungeduld.
Der Frauenarzt verschrieb mir im November die "Belara" Pille, die zunächst keine Besserung zeigte. (Also in den ersten Wochen)
Mittlerweile brauchte ich morgens über eine Stunde im Bad, um mich zu schminken, denn ich deckte jeden Pickel einzeln ab und benutzte dann noch Puder und flüssiges Make-up.
Ein gutes hatte die Akne, denn ich hatte mich weitestgehend zurückgezogen, wollte kaum noch aus dem Haus, meine einzige Ablenkung war das bevorstehende Abitur, für dass ich wie eine Besessene lernte. Diese Pflicht lenkte mich ab, außerdem gab sie mir eine Ausrede, nicht auf Partys zu müssen.
In den Weihnachtsferien der 13.Klasse, also kurz vor dem Abitur, fuhr ich mit meinem Freund und seinen Eltern nach Österreich zum Skifahren. In meinem damaligen psychischen Zustand hätte ich das ganze am liebsten absgesagt, denn mir ging es echt mies und ich hatte keine Lust zum Skifahren. Wenn mein Freund in den Monaten vorher bei mir übernachtet hat, bin ich mir Make-up ins Bett gegangen, so habe ich mich meines Aussehens geschämt.
Im Hotel in Österreich teilte ich mir dann natürlich mit meinem Freund das Zimmer und auch ein Bad. Dadurch war es mir unmöglich, jeden Morgen eineinhalb Stunden das Bad zu belegen, um alles abzudecken. Mein Freund machte sich sowieso schon seit Wochen darüber lustig, wie lange ich plötzlich im Bad brauchte. Ich war damals nicht selbstbewusst genug, ihm meine ehrlichen Gefühle zu erzählen.
Nach monatelangem täglichem Waschen mit giftigem und alkoholhaltigem Zeug, Cremes und allem war ich ziemlich davon überzeugt, das NICHTS, was mit Hygiene zu tun hatte oder eben von außen auf die Haut aufgetragen wurde, Einfluss hatte auf meine Akne.
Mein verzweifelter, jugendlich dumm scheinender Entschluss: Ich kaufte wasserfestes, besonders haltbares Make-up, und beschloss, mein Gesicht in den 2 Wochen Skiferien GARNICHT zu waschen. Ich hatte keine Zeit, das Makeup morgens aufzutragen, und wollte mich abends meinem Freund nicht ungeschminkt zeigen. Beim Duschen und Haarewaschen achtete ich darauf, dass kein Wasser ins Gesicht kam, und wenn nachts etwas von der Abdeckcreme verschwand, musste ich morgens nur mal 1-2 Minuten nachtupfen.
Ich wusste, das fehlende Hygiene es nur noch schlimmer machen sollte, aber das war mir egal, schlimmer konnte es eh kaum noch werden.
Ich wusch also 2 Wochen mein Gesicht keim einziges Mal, war jeden Tag 12 Stunden draußen an der prallen Sonne zum Skifahren. Ich bemerkte, wie die neuen Pickel langsam zurückgingen, konnte es allerdings nicht mit sicherheit sagen, denn das Makeup war noch drauf.
Nach 2 Wochen wusch ich, aus dem Skiurlaub wieder Zuhause, das dicke Make-up runter, und musste weinen. Die Akne war so gut wie weg. Man sah noch rote Stellen, klar, und ein paar wenige Pickelchen waren noch da, aber es war kein Vergleich zu dem Horror von vorher.
Hatte ich vorher immer agressiv jeden winzigen Pickel, jeden Mitesser bearbeitet und ausgedrückt, hatte ich jetzt endlich 2 Wochen absolut die Finger davon gelassen. Ich bin jetzt 22, und die Akne ist nicht zurückgekommen. Ich nehme mittlerweile die niedriger dosierte Pille "Yasmin" im Langzeitzyklus, und bin mit meiner Haut zufrieden. Ab und zu verirrt sich noch ein Pickel, aber der ist nicht wieter schlimm.
Ich glaube, dass es eine Kombination aus der Pille, der starken Sonne und dem "Finger und Cremes aus dem Gesicht lassen" war, die meine Akne besiegt haben. Ich weiß, dass ich mit 1 Jahr Akne absolut kein schwerer Fall war, aber in diesem Jahr ging es mir wirklich mies, und ich bin froh, dass es endlich vorbei ist.
Ernährung hatte übrigens zu keiner Zeit irgendeinen Einfluss auf die Akne. Ich ernähre mich nicht besonders gesund, eine Ernährungsumstellung brachte damals garnichts.
Ich wünsche allen, dass sie ihre Akne schnell in den Griff bekommen, und dass sie Vertrauenspersonen haben, die ihnen Halt und Selbstvertrauen zurückgeben, wenn man sich mal wieder fühlt wie der letzte Dreck.
Allen Frauen kann ich nur raten, die Pille zu versuchen. Pubertätsakne ist eine Hormon-Sache, und mit einer guten Portion weiblicher Hormone kann man sie in vielen Fällen in den Griff kriegen.
