Geschrieben 11 November 2010 - 23:03 Uhr
wollte grade meinen Erfahrungsbericht über Spiro hier reinstellen =)
vorab noch was zu den fragen hier
derDon schreibt wenn die Werte im Normbereich liegen, bringt ne Hormonthera nichts
Das kann ich so nicht bestätigen.
Denn es geht im Körper nicht nur um die absoluten Werte von Substanzen, sondern auch um die Rezeptoren für jene.
Du kannst dir 2 Menschen vorstellen, die genau denselben Testosteronwert haben, aber der eine hat total aktive Enzyme, die das Testosteron in DHT umwandeln, oder er hat mega viele Testo/DHT-Rezeptoren, die dann die Talgdrüsen zum Ausrasten bringen
bei gleichem Testo-Wert.
Das kannst du auch daran erkennen, dass Menschen mit Akne nicht immer auch gleichzeitig zum Beispiel androgenetischen Haarausfall haben, der auch durch Testosteron ausgelöst wird. Weil bei diesem Menschen an der Kopfhaut eben eine andere Lage bzgl. der Rezeptoren vorherrscht als zB an Gesicht und Rücken.
Soviel nur dazu.
Ansonsten bin ich weiblich, nur um den folgenden Erfahrungsbericht mit Spironolacton besser einordnen zu können.
Ich habe einmal entweder hier oder in dem anderen Akne-Forum mal von einem Mann gelesen, der ein Antiandrogen (erfolgreich) gegen Akne eingesetzt hat.
Er hatte dann keine Libido, also "Lust" mehr, was ihn aber nicht störte, da er auch schon vorher lieber geistig tätig war, und sich nun "frei" von solchen störenden Trieben ist.
Wenn ein Mann so zur Sexualität eingestellt ist, kann er also auch ein AA nehmen, er wird dann ein bisschen so, wie wenn er älter ist, denn auch Männer haben ja so eine Art "Wechseljahre", in denen der Geschlechtshormonspiegel abfällt.
Nun mein Erfahrungsbericht:
Ich denke ich sollte meine „Erfolgsgeschichte“ in der Akne-Bekämpfung hier zum Besten geben.
Vorab vielleicht Informationen zu meiner „Krankengeschichte“.
Meine Akne begann in der Pubertät, also mit 12, schlimm wurde es dann mit 15 Jahren.
Ich musste mich von da an jeden Tag schminken.
Dann nahm ich mit 17 Jahren unter großer Verzweiflung eine Anti-Baby-Pille, die auch gegen Akne helfen sollte, ein.
Die Pille an sich half nicht unmittelbar, aber:
ich nahm sie 3 Monate lang, und weil sie mir eben nicht half, setzte ich sie nach den 3 Monaten wieder ab.
Von da an hatte ich dann 4 Jahre lang keine Regelblutung mehr.
Parallel dazu war ich auch relativ dünn (untergewichtig), was auch ein Grund für ausbleibende Regelblutung sein kann.
Fakt ist:
In diesen 4 Jahren ohne Regelblutung hatte ich KEINE Akne mehr.
Ich musste mich nicht mehr schminken, und hatte im Prinzip eine Haut wie vor der Pubertät.
Ich ließ in dieser Zeit auch meine Hormone untersuchen, und raus kam, dass ich nur noch Spuren von Sexualhormonen (sowohl männliche als auch weibliche) im Blut hatte.
Dann, nach den 4 Jahren, nahm ich an Gewicht zu, und die Regelblutung kam wieder.
Nach etwa einem halben Jahr setzte auch die Akne wieder ein.
Sie wurde innerhalb kürzester Zeit so schlimm wie damals, als ich sie in der Pubertät hatte.
Die Erklärung für diese Entwicklungen ist einfach:
Während der 4 Jahre ohne Regelblutung hatte ich kaum Sexualhormone, also auch kaumTestosteron, im Blut. Der Grund ist, dass entweder durch die Pilleneinnahme oder durch mein niedriges Gewicht eine Drüse in meinem Gehirn (Hypophyse) meinen Eierstöcken kein hormonelles Signal zur Sexualhormonproduktion gab.
Ich hatte einen Hormonstatus wie vor der Pubertät, meine sog. hypophysär-gonadale Achse war „lahmgelegt“ gewesen (so wie es auch vor der Pubertät und nach der Menopause ist).
Als ich wieder Gewicht zunahm, setzte die Hypophyse wieder Gonadotropine frei, die die Eierstöcke zur Produktion anregen.
Die Eierstöcke produzieren neben weiblichen Hormonen wie Östrogen und Progesteron immer auch Testosteron.
Wenn nun die Eierstöcke „außer Betrieb“ sind, wird also auch kein Testosteron mehr produziert.
Man hat einen Hormonspiegel wie vor der Pubertät und daher AUCH HAUT WIE VOR DER PUBERTÄT.
(Dass Testosteron der „Ur“grund für Akne ist, ist hier sicherlich bekannt.)
That being said, habe ich dann zunächst, aus innerer Ablehnung von Hormonbehandlungen, eine Isotretinoin-Therapie begonnen, um so die Akne auszurotten.
Diese Therapie musste ich nach schon 7 Wochen aber wegen den Nebenwirkungen wieder absetzen.
Da ich sämtliche Salben und auch orale Antibiotika schon ausprobiert hatte, blieb mir jetzt nur noch, doch eine hormonelle Behandlung der Akne durchzuführen.
Auf keinen Fall kam für mich jedoch die Anti-Baby-Pille in Frage.
Vielmehr suchte ich nach einer Möglichkeit, gezielt und selektiv das Testosteron in meinem Körper zu „entschärfen“, während ich den Rest meines Hormonhaushaltes „in Frieden ließ“ (also die weiblichen Hormone, die bei der Anti-Baby-Pille ja oral zugeführt werden…).
Ich stieß bei meinen Recherchen im englisch-sprachigen Akne-Forum acne.org auf den Wirkstoff „Spironolacton“.
Spironolacton ist ein Testosteron-Antagonist. Sprich, es hat eine ähnliche chemische Struktur wie Testosteron, was es in die Lage versetzt, an dessen Rezeptoren zu binden, ohne jedoch die Wirkung von Testosteron zu imitieren. Es blockiert die Rezeptoren, sodass Testosteron keine Wirkung mehr im Körper hat.
Dieses Medikament begann ich vor etwa 2,5 Monaten einzunehmen, ich begann mit 25 mg und steigerte mich kontinuierlich auf nunmehr täglich 125 mg.
ICH HABE KEINE PICKEL MEHR.
Meine Haut begann sich nach etwa 2 Monaten, wieder in die Richtung „Prä-Pubertäts-Haut“ zu entwickeln.
Ich habe auch weniger fettige Haare (von täglichem zu 2-3 tägigem Haarwasch-Rhythmus).
Vorher hatte ich ständig etwa 20 weiße Mitesser im perioralen Bereich, und immer mindestens 2 aktive Zysten.
Es war unerträglich.
Ich benutze nun keinerlei Cremes und Salben mehr, schminke mich aber noch wegen der roten Stellen von den alten Pickeln.
Ich bekomme keinerlei Mitesser mehr! Ich habe sogar das Gefühl, dass vorhandene Mitesser zurückgehen.
Wenn sich doch mal ein Mitesser entzündet, dann in Form einer sehr oberflächlichen Entzündung, von der man nach ein paar Tagen nichts mehr sieht (Ich hatte vorher üble Zysten).
Da fällt mir etwas vielleicht nicht Unwesentliches ein:
Meine Akne war immer primär um den Mund herum lokalisiert.
Man sagt, diese periorale Form der Akne sei typisch bei primär hormoneller Ursache.
An den Wangen hatte ich nie Pickel, an der Stirn manchmal und zwischen den Augen regelmäßig.
Richtig schlimm war es aber immer nur im Mund- und Kinnbereich.
Ich habe das Medikament ursprünglich im Ausland erhalten, und bin dann in Deutschland zu einer Frauenärztin gegangen, der ich von meinen Erfolgen berichtete. Sie verschrieb mir das Medikament dann hier.
Spironolacton hat keine „Zulassung“ als Akne-Therapeutikum.
Da Testosteron und Aldosteron eine ganz ähnliche chemische Struktur haben, und Spironolacton daher auch gleichzeitig ein Aldosteron-Antagonist ist, und Aldosteron in der Niere die Harnausscheidung verringert, wird Spironolacton (primär) als sog. Diuretikum eingesetzt.
Ein Diuretikum erhöht die Harnausscheidung, und wird therapeutisch zum Beispiel bei Wassereinlagerungen, Herzversagen u. anderen Störungen eingesetzt, bei denen im Körper zu viel Wasser angesammelt wird, aber auch bei Bluthochdruck, da durch den Flüssigkeitsverlust auch das Blutvolumen sinkt und damit der Blutdruck.
Damit wären wir dann auch schon bei den Nebenwirkungen von Spironolacton.
Man muss häufiger urinieren. =)
Solange man aber diesen Mehrbetrag an Urin wieder durch mehr Trinken ausgleicht, liegt überhaupt kein Problem vor.
Patienten, die Spironolacton als Diuretikum erhalten, haben parallel zur medikamentösen Therapie eine „Flüssigkeitsrestriktion“, sie dürfen also nur eine begrenzte Menge am Tag trinken, um so den Effekt des Spiro nicht wieder „weg“zutrinken.
Genau das kann man machen, wenn man Spiro nicht als Diuretikum, sondern zum Beispiel als Testosteronantagonist einnimmt.
Ein zweites Problem, das theoretisch unter der Behandlung mit Spironolacton auftreten KANN, ist, dass man zuviel Kalium im Körper anhäuft.
Dagegen hilft auch wieder viel Trinken, und falls es einen wirklich trifft, einfach auf Bananen und Kartoffeln zu verzichten (das hat bei mir wunderbar präventiv gewirkt, ich nehme eine nicht geringe Dosis an Spiro, habe aber nicht mit Hyperkaliämie zu kämpfen).
Es können Zyklusunregelmäßigkeiten auftreten, und die meisten Anwenderinnen haben eine viel schwächere und kürzere Periode, auch PMS soll verringert auftreten.
Spironolacton ist für Frauen geeignet, die keine Anti-Baby-Pille vertragen, weil sie zum Beispiel zu hohes Brust- oder Gebärmutterkrebs-Risiko haben, und bei Pillen-Anwendung Zysten entwickeln.
Und natürlich für solche, die ISO nicht vertragen, aber auch keine Anti-Baby-Pille nehmen wollen/können.
Ich nehme täglich 125 mg Spiro ein. Weil die Bioverfügbarkeit von Spironolacton durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme um bis zu 100 % gesteigert werden kann, und Spiro einem auf den Magen schlagen kann, wenn man es nüchtern einnimmt, empfehle ich die Einnahme mit Nahrung.
Ich nehme 2X50 mg und 1x25 mg am Tag.
Ab dem Eisprung, auf den, seit ich Spiro nehme, schon nach einigen Tagen die Periode folgt, nehme ich 150 mg täglich, da ich sonst doch ein paar kleine Pickel kriege, auf die ich gut verzichten kann. Wenn die Periode vorbei ist, nehme ich wieder 125 mg täglich.