Ich werde bald 28 und leide seit knapp 10 Jahren an fettiger Haut ("Seborrhoea oleosa", sprich große Poren, vorallem die Nase mit Talg verstopft, schnell wiederkehrender Ölfilm auf Nase und Stirn, schnell fettende Haare). Das ganze ist definitiv genetisch bedingt und kein Resultat falscher Ernährung oder mangelnder Bewegung.
Jedes mal, wenn ich irgendwo lesen muss "Iss keine Schokolade und Nüsse", "Geh' öfter an die frische Luft", "Mach mehr Sport" oder "Du musst einfach konsequenter Hautpflege betreiben", kommt mir die Galle hoch. Gut, am letzten Punkt mag etwas dran sein. Sicherlich kann man mit konsequenter Hautpflege in Kombination mit gesunder Ernährung und einem aktiven Lebensstil zur Verbesserung seines Hautbildes beitragen. Aber bei weitem nicht so viel, um dieses Problem in den Griff zu kriegen.
Sämtliche Cremes oder Arzneipräparate konnten die Haut nicht maßgeblich verbessern. Und glaubt mir, dank der geldgierigen Hautärztin, an die ich mich in der schlimmsten Phase gewendet habe, habe ich so ziemlich alles an Peelings, Cremes und wirkungslosen Arzneien durch. Die extrem teuren Fruchtsäure-Peelings, Schaum-Cleanser und Hautcremes, die ich mir von meinem mickrigen Zivigehalt abgestottert habe, waren ungefähr so geeignet für meinen Hautzustand, wie wenn man einem Fieberpatienten etwas frische Luft zufächelt.
Schließlich folgte dann Mitte 20 die Iso-Therapie (30 mg auf 70 kg) und was soll ich sagen: es war wie ein Geschenk vom Herrgott persönlich! 
Ich hatte höchstens leichte bis mittelschwere Akne (bedingt durch die extrem fettige Haut). Große Pickel oder Wucherungen waren nie mein Hauptproblem gewesen, sondern eben die übermäßige Talgproduktion, die sich in einem permanenten Fettfilm auf dem Gesicht und auch auf dem Rücken bzw. auf dem Kopf bemerkbar machte und für verstopfte Poren und Entzündungen sorgte.
Was würde ich rückblickend nicht alles dafür geben, dieses Medikament früher genommen zu haben! Ich will fettige Haut zwar nicht mit schweren Formen von Akne vergleichen (das ist mit Sicherheit nochmal eine ganz andere Hausnummer), aber jeder der darunter leidet, weiß, wie sehr einem dieser miese Hautzustand im Alltag zu schaffen machen kann. Vor allem wenn man lange an einem Ort verweilen muss, ohne sich des Fettfilms auf der Haut zu entledigen (Schule, Uni, Arbeit, Kino, ....). Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass mich mein damals miserabler Hautzustand einen nicht unbeträchtlichen Teil meiner Jugend gekostet hat und mein Leben in gewisser weise nachhaltig mitgeprägt hat - und das natürlich eher zum Negativen.
Resultate des schlechten Hautbildes waren unter anderem Introvertiertheit, wo ich von Natur aus wesentlich extrovertiert gewesen wäre, mangeldes Selbstbewusstein, Vernachlässigung sozialer Kontakte, Schuleschwänzen wegen des schlechten Hautbildes (Folge unter anderem 1 mal Sitzenbleiben) und nicht zuletzt weit weniger sexuelle Erfahrungen als mein sonstiges Aussehen hergegeben hätte.
Lange Zeit hatte ich mich mit dem Hautzustand irgendwie arrangiert, wohl auch aus Scham davor zum Arzt zu gehen. Rückblickend ziemlich feige und dumm. Aber dass es so etwas wie Isotretinoin gibt, das meine Hautprobleme binnen kurzer Zeit fast vollständig vaporisiert, hätte ich mir auch nie träumen lassen. Die 30 mg-Therapie hatte keinerlei nennenswerte Nebenwirkungen (Handcreme und Lippenstift, das war's), dafür nach kurzer Zeit nahezu astreine Haut, verfeinerte Poren und ein ganz neues Selbstwertgefühl.
Komischerweise (und glücklicherweise) spielte die Haut im Gesicht nach kurzer Zeit gar keine Rolle mehr in meinem Leben. Und ich meine wirklich gar keine. Das ging so weit, dass ich mehrmals vergessen habe, meine Tabletten zu nehmen und mich am Ende per Wecker daran erinnern lassen musste. Und das, obwohl es wenige Wochen zuvor noch kaum eine Stunde gab, in dem mich mein Hautzustand nicht beschäftigte. Nachdem das Problem mit der Gesichtshaut aus der Welt war, kamen die anderen Probleme an die Oberfläche, die nicht zuletzt auch mit der Akne zusammenhingen ( u.a. Akneflecken und -narben auf dem Rücken, die mir bis heute geblieben sind).
Die magische Grenze von 120mg/kg entpuppte sich bei mir als das was sie ist: ein Märchen. Ich kann natürlich nicht für alle Betoffenen sprechen, aber sämtliche Dermatolgen, mit denen ich bisher in Kontakt stand, haben mir direkt oder zwischen den Zeilen mitgeteilt, dass sie der kumulativen Gesamtdosis sehr skeptisch gegenüber stehen. Nach der erfolgreichen Therapie blieb mein Hautzustand für einige Monate super, aber allmählich schlich sich der alte Zustand wieder ein: die Haut wurde dicker, großporiger, die Talgdrüsen verstopften, die Haare fetteten wieder wie verrückt.
Mehrere Jahre sind seitdem vergangen und immer wenn es zu schlimm wurde, hat die Einnahme von Isotretinoin temporär Abhilfe verschafft. Ich habe mir das Medikament mir bisher ca. 4-5 mal bei verschiedenen Ärzten verschreiben lassen und quasi in Eigenregie eine für meinen Hautzustand ideale Dosis ermittelt (dies war auch der Tip eines Dermatologen, der sich gut mit dem Präparat auskennt).
Ich gehe so vir: Um schnell eine Wirkung zu erzielen, nehme ich die ersten 14 Tage 2 x 10 mg täglich. Nach dieser Zeit ist mein Hautzustand schon drastisch verbessert, das Fetten hat stark nachgelassen. Danach wird die Dosis reduziert und den Status quo beizubehalten bzw. den Hautzustand endgültig auf ein "normales" Niveau zu bringen. Dazu reichen 5 mg pro Tag (also alle 2 Tage eine 10 mg Pille) aus. Hier bewegt man sich also schon im Bereich der Ultra Low Dose Therapie. Inwieweit eine noch geringere Dosis ausreicht, werde ich auf jeden Fall ausprobieren.
Ich bin mir bewusst, dass das keine Smarties sind und ich behalte meine Blutwerte ständig im Auge (manche Ärzte führen nicht mal Bluttests durch, wenn man nicht danach fragt). Aber wie gesagt sind bei mir die krassen Nebenwirkungen nahezu nicht vorhanden (bis auf leicht trockene Lippen und die "filigranere" Haut, die nicht mehr ganz so robust und widerstandsfähig ist wie vorher).
Worauf ich schlussendlich hinaus will, ist Folgendes:
Du hast seit langem mit fettiger Haut zu kämpfen (ob mit leichter Akne oder ohne)? Du findest dich in meinen oben genannten Hautsymptomen wieder (Seborrhoea oleosa)? Du springst auf keine anderen Behandlungsmethoden an? Dann lass dich nicht von den Warnungen rund um Isotretinoin verrückt machen ("das ist nur was für ganz harte Fälle" etc.), sondern nimm das Zeug in geringer Dosis und du wirst sehen, es wirkt WUNDER!
Ich war bei mehreren Hautärzten (leider oft frisch geduscht und daher auf den ersten Blick mit gutem Hautbild) und einige haben mir das Medikament verweigert. Einer wollte mich sogar zum Psychologen schicken, weil er mir eine gestörte Selbstwahrnehmung andichten wollte). Aber ich blieb hartnäckig und habe das Medikament bisher immer bekommen. Morgen ist es wieder so weit, ich hoffe ich bekomme wieder ein Rezept, dann werde ich konsequent eine Ultra Low Dose Therapie beginnen, ohne sie gleich wieder zu unterbrechen, wenn mein Hautbild einmal besser ist. Wie gesagt, das Medikament heilt nicht, die Talgproduktion ist und bleibt gestört, es unterdrückt aber auf hervorragende Weise sämtliche negativen Symptome und macht die "Krankheit" nahezu vergessen.
Ich hoffe, ich konnte dem ein oder anderen Betroffenen helfen.
